Revier Nordsee
Die Nordsee ist ein salziges, flaches Randmeer des Atlantischen Ozeans. Mit Ausnahme der Buntsandsteininsel Helgoland (43 Kilometer nördlich von Wangerooge) bestehen die Küsten im Bereich der Deutschen Bucht nur aus Sand und Schlick und sind sehr flach. Prägend sind hier die Gezeiten oder Tiden (Ebbe und Flut). Ein bis zu 30 km breiter Küstensaum, das Wattenmeer, fällt regelmäßig zwei mal pro Tag trocken und wird wieder überflutet. Es erstreckt sich über rund 500 km von Den Helder (Niederlande) im Westen bis Esbjerg (Dänemark) im Norden, 300 km davon in Deutschland.
Die ostfriesische Nordseeküste (westl. der Wesermündung) ist gekennzeichnet durch 7 langgestreckte, bewohnte Düneninseln und z.T. hochwasserfreie Sandbänke (Platen).
In Nordfriesland (W-Küste Schleswig-Holstein) gibt es außer den vorgelagerten Sandbänken und den bewohnten Inseln Sylt, Amrum, Föhr und Pellworm als Besonderheit die Halligen, 10 Stück an der Zahl. Hier stehen die einzelnen Häuser erhöht und dadurch vor Sturmflut-Hochwasser geschützt auf Warften.
Die bei Flut ein- und bei Ebbe ausströmenden Wassermassen haben mit ihren starken Strömungen (Tidestrom 2 – 4 kn = 3,7 – 7,4 km/h) zwischen den Inseln bzw. Halligen bis hin zur Festlandküste tiefe Rinnen (Seegatt bis zu 40 m tief) und verzweigte Priele gegraben. Der trocken fallende Bereich dazwischen kann aus festem Sandwatt bestehen, verdichtet durch starke Strömungen. Insbesondere aber auf den zum Festland abgewandten Seiten der Inseln und Halligen, direkt vor der Küste und in den Häfen, also überall, wo der Tidenstrom nicht mehr so stark ist oder sogar zum Stillstand kommt, lagern sich feinste Schwebstoffe ab und bilden ein z.T. grundloses Schlickwatt. Das Wattenmeer verändert sich ständig durch solche Erosions- und Sedimentationsvorgänge, soweit nicht Deiche und andere Befestigungen dieses verhindern.
Das gesamte Wattenmeer einschließlich der Flachwasserzonen und der Küstensäume ist ein einzigartiger, fruchtbarer Raum für Fische, Meeressäuger und insbesondere für die Zugvögel ein unbedingt notwendiger Rast- und Futterplatz. Seit 1985 sind deshalb ökologisch wichtige Teile zum Nationalpark (NP Nds, NP HH, NP SH) erklärt worden. Es gibt unterschiedliche Schutzzonen (s. Seekarten) und eine Befahrensregelung (Einschränkungen beim Fahren außerhalb von Fahrwassern).
Das Befahren des Wattenmeeres ist aber schon von sich aus nicht jederzeit möglich. Sich ständig verändernde Wasserstände mit einem Tidenhub (vertikaler Abstand zwischen Hochwasser und Niedrigwasser) von 2 – 4 m, sich ändernde Strömungsrichtungen und -stärken sowie wechselnde Wetterentwicklungen erfordern eine umsichtige Planung. Das Ein- und Aussetzen an der Festlandküste ist - fast - nur in den Häfen möglich, mancherorts sogar nur bei Hochwasser. Fahrten sollten nur in einer Gruppe und unter fachkundiger Leitung unternommen werden (s. Seekajakhandbuch der Salzwasser Union e.V.).
Revier Ostsee
Die Ostsee ist ein flaches Binnenmeer mit nur drei schmalen Verbindungen zur Nordsee, das wiederum ein Randmeer des Nordatlantiks ist. Dadurch unterscheidet sich die Ostsee prinzipiell in zwei wesentlichen Merkmalen von der Nordsee: im geringeren Salzgehalt (Salinität) und im Fehlen von Gezeiten und Gezeitenströmen.
Die nach Raum und Zeit unterschiedliche Salinität bestimmt das gesamte Leben in und an der Ostsee. Der Salzgehalt ist viel geringer als in der Nordsee (dort 3,5%). Er verringert sich außerdem von etwa 1,7% in der Beltsee (Nordseenähe im Westen) durch Süßwasserzuflüsse bis auf etwa 0,3% im Finnischen Meerbusen (ganz im Osten) und der Bottenwiek (ganz im Norden). Durch Starkwindereignisse fließt frisches Bodenwasser, d.h. kaltes und salzreiches Wasser aus dem Atlantik/Nordsee, durch die Rinnen und Belte über die Schwellen (z.B. Darßer Schwelle) in die einzelnen Becken der Ostsee.
Bei länger andauernden starken Winden aus einer Richtung gibt es auch in der Ostsee Wasserstandsschwankungen und damit Meeresströmungen. Wasserstandsunterschiede von bis zu 1 m im Verlauf mehrerer Tag sind möglich, aber selten. Einige Stellen können dadurch gelegentlich trocken fallen, sodass ein Windwatt, wie z.B. SW von Hiddensee, entsteht. Im Bereich von Meeresengen kann es auch mal stärker strömen (z.B. im Svendborg-Sund).
Die deutsche Ostseeküste erstreckt sich von der Flensburger Förde (Schleswig-Holstein = S-H) im NW bis zur Insel Usedom (Mecklenburg-Vorpommern = M-V) im Osten über rund 500km (beim vollständigen Ausmessen der Buchten ein Vielfaches davon). In S-H gibt es tief ins Land hinein reichende Buchten (Förden). Im östlichen M-V trennt eine langgestreckte Halbinsel (Darß, Zingst) eine mehrfach gegliederte, sehr flache Bucht (Bodden) von der Ostsee. Die vielgestaltige Insel Rügen mit schmalen Halbinseln, weiten Sandbuchten und Kreideklippen ragt weit in die Ostsee hinein.
Charakteristisch für die Ostseeküsten ist ein mehr oder weniger breiter Sandstrand, durchsetzt mit mehr oder weniger großen, abgerundeten Steinen und begrenzt mit einer (niedrigen) Abbruchkante oder einer hohen Steilküste. Daneben gibt es reine Sandküsten, begrenzt von niedrigen Dünen. Die Küsten der Bodden sind häufig mit einer dichten Schilfzone bewachsen.
In zahlreichen windgeschützten Buchten und Bodden rasten, fressen und nisten große Mengen an Seevögeln. Vor allem ihretwegen wurden Nationalparke mit Befahrensregelungen geschaffen (NP Vorpommersche Boddenlandschaft, NP Jasmund). Außerdem gibt es ein Biosphärenreservat (Südost-Rügen) und freiwillige Vereinbarungen (Wismarer Bucht, Südost-Rügen).
Das Befahren der Ostseeküste ist dadurch zwar hier und da etwas eingeschränkt, aber weit weniger als im Wattenmeer der Nordseeküste, wo die Gezeitenströme noch zusätzliche Einschränkungen und Herausforderungen mit sich bringen. Ein- und Aussetzen sowie Zwischenlandungen sind jederzeit und fast überall möglich.